In unserem letzten Beitrag ging es um das Thema Baubeschreibung, was alles darin enthalten ist und welche Wichtigkeit dieses Dokument hat. Beim Lesen einer Baubeschreibung werdet ihr bei den Ausstattungsmerkmalen oftmals Formulierungen wie „Ausstattung gemäß Bemusterung“, „Farbauswahl erfolgt bei der Bemusterung“ oder auch „Optional gegen Mehrpreis bei der Bemusterung“ finden. Was das eigentlich bedeuten soll und wie ihr schon vor Vertragsunterschrift eine möglichst genaue Vorstellung der späteren Kosten bekommen könnt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Die Standardausstattung der Fertighausanbieter
Jeder Fertighausanbieter hat einen gewissen Standard, den er in der Baubeschreibung auflistet. Nehmen wir mal als Beispiel Bodenfliesen: Diese gibt es mit einer typischen Größe von 30 cm x 60 cm in nicht rektifizierter Ausführung. Die meisten bieten dabei nur ein gewisses Sortiment einer Preisklasse an. Diese Ausstattung ist wie gesagt der Standard, was bedeutet, dass im Angebotspreis des Hausherstellers die Kosten für diese Ausführung bereits enthalten sind. Immer wenn ihr von dieser Standardausstattung abweichen wollt (oder müsst), werden Mehrpreise anfallen. Wollt ihr also statt den oben genannten Fliesen lieber 60 cm x 60 cm in rektifizierter Ausführung haben, ist das bestimmt möglich, jedoch in der Regel mit einem Aufpreis verbunden. Genau hier kommt die Vorbemusterung ins Spiel.
Sinn und Zweck der Vorbemusterung
Damit ihr schon vor Vertragsunterschrift ein möglichst realistisches Angebot in Händen halten könnt und eine solide Basis für eure Finanzierung habt, solltet ihr unbedingt eine Vorbemusterung bei den Anbietern in eurer näheren Auswahl machen. Bei einer Vorbemusterung stattet ihr dem Fertighausanbieter einen Besuch ab und schaut euch die im Standard enthaltene Ausstattung an. Ihr könnt dadurch beurteilen, ob dieser Standard euren Vorstellungen und Wünschen entspricht oder ob ihr upgraden müsst und dadurch Mehrkosten auf euch zukommen werden.
Wir haben sowohl bei Fertighaus WEISS, als auch bei Bittermann & Weiss eine Vorbemusterung gemacht. Fertighaus WEISS betreibt ein eigenes Bemusterungszentrum am Stammsitz in Oberrot-Scheuerhalden, in dem ihr einen Großteil der Standardausstattung und der möglichen, ggf. aufpreispflichtigen Alternativen begutachten könnt.
Bittermann & Weiss hat ebenso ein kleines Bemusterungszentrum in Gerchsheim mit einem Teil der Ausstattung in ihrer Ausstellung. Im Unterschied zu Fertighaus WEISS fand die Vorbemusterung aber noch zusätzlich an zwei anderen Standorten statt: Beim Sanitär arbeitet Bittermann & Weiss mit ELEMENTS zusammen, sodass wir direkt zu ELEMENTS nach Würzburg gefahren sind. Bei Fließen ist KERAMUNDO der Lieferant, dem wir ebenfalls in Würzburg einen Besuch abstatten konnten. Die Vorteile von diesem direkten Kontakt zu den Lieferanten ist, dass man wesentlich speziellere Fragen stellen kann (und hoffentlich auch eine Antwort bekommt) und ein sehr viel größeres Produktportfolio in den Ausstellungen zu sehen bekommt.
Bei der Vorbemusterung geht es um so ziemlich alle Ausstattungen, die ihr euch nur vorstellen könnt. Um euch mal einen Vorgeschmack zu geben hier eine bestimmt nicht vollständige Liste:
- Bodenbeläge: Parkett, Fliesen, Laminat, machmal auch Kork
- Wandbeläge: Tapeten, Fliesen, Putze in allen Farben
- Innentüren: Lackiert, Beschichtet, mit Glaselement oder ohne, verspielt oder glatt
- Türgriffe: In allen Farben und Formen
- Steckdosen und Schalter: Verschiedene Hersteller, Farben und Formen
- Fenster: Kunststoff, Holz oder Holz Alu? Farbe außen und innen, Fenstergriffe, Fensterbänke
- Haustüren: Kuststoff, Metall oder Holz? Farbe außen und innen, mit oder ohne Glaselement, Art und Ausführung des Türgriffs
- Rollläden und Raffstores: Material und Farbe der Lamellen. Farbe der seitlichen Führungsschienen
- Türklingel und Gegensprechanlagen
- Sanitär: Badewannen, Duschen, Bodenablauf in der Dusche, Waschbecken, Armaturen, Toiletten, Spültasten, Handtuchheizkörper
- Treppen: Verschiedene Beläge und Ausführungen
- Handlauf der Treppe: Rund oder Eckig? Metall oder Holz?
- Dachziegel: Verschiedene Formen und Farben
- Dachuntersicht: Glatt verspachtelt, gestrichen oder aus Holz
- usw.
Wie ihr seht ist die Liste ziemlich lang. Daher ist es nicht verwunderlich, dass selbst eine Vorbemusterung, bei der es noch nicht darum geht sich zu 100% und unwiderruflich auf etwas festzulegen, fast einen ganzen Tag dauern kann und ihr danach ziemlich platt sein werdet von all den Eindrücken. Die Mühe wird sich jedoch lohnen! Ihr erhaltet dadurch ein Gefühl wie die Standardausstattung wirklich aussieht und von welcher Qualität sie ist. Darüber hinaus erfahrt ihr auch wie viel euch eine etwaige höherwertige Ausstattung kosten wird. Und noch etwas: Ihr seid auf die spätere echte Bemusterung, bei der ihr euch tatsächlich final festlegen müsst, vorbereitet.
Es empfiehlt sich die Mehrpreise für eure Wunschausstattung, die ihr im Rahmen der Vorbemusterung in Erfahrung bringt, in den Hausvertrag aufnehmen zu lassen, da ihr nur so eine Preissicherheit habt. Für alles, was ihr erst nach der Vertragsunterschrift aufbemustert, erhaltet ihr die Preise, die zu dem Zeitpunkt gültig sind. Das kann wesentlich mehr sein, als zu Beginn eurer Vertragsverhandlungen mit dem Hausanbieter. Es geht hier in der Regel nicht um wenige hundert Euro, sondern wir sprechen je nach euren Wünschen von einigen Tausend bis weit über Zehntausend. Daher nochmal: Nehmt so viel ihr könnt bereits in den Vertrag mit auf.
Auch für die Vergleichbarkeit der Anbieter ist eine Vorbemusterung essenziell wichtig. Alle Anbieter bieten euch eine Dusche an, aber wie genau sieht die aus? Bei Anbieter A ist es vielleicht eine einfache Duschtasse mit einem 10 cm hohem Sockel. Anbieter B hat hingegen schon eine ultraflache Duschtasse, gänzlich ohne Sockel in seinem Standard enthalten. Ich bekomme also bei Anbieter B eine wesentlich höherwertige Ausstattung. All das muss man bei der Auswahl berücksichtigen.
Chance auf eine Werksbesichtigung
Wenn ihr zu einer Vorbemusterung eingeladen werden, bietet sich oft die Chance das Werk, also die Produktionshallen des jeweiligen Fertighausanbieters zu besichtigen. So war das zumindest immer bei uns. Sollte das bei euch der Fall sein, ergreift diese Gelegenheit! Ihr bekommt so einen direkten Einblick wie die Fertigung abläuft. Wo kommt das Material an? In welchem Zustand ist es? Sieht die Fertigung für euch geordnet aus oder wirkt es chaotisch? Wie erfolgt die Verarbeitung? Diese und viele weitere Fragen könnt ihr dadurch beantworten und so ein weiteres Puzzlestück in das Bild des Anbieters einfügen. Letztendlich wird euch auch dieser Eindruck dabei helfen eine Entscheidung für oder gegen einen Anbieter zu treffen.
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